Gemeinschaftsgarten im Kölner Süden

Schlagwort: Freibeuter

Die Analysen der Planer sind online

Natürlich wirft auch unser Freibeuter einen Blick in die Analysen.

Natürlich wirft auch unser Freibeuter einen Blick in die Analysen.

Für die Planung der Parkstadt-Süd wurden fünf Teams beauftragt. Die haben das 115 Hektar große Sanierungsgebiet zwischen Luxemburger Straße und dem Rhein an der Südbrücke umfassend analysiert und an einem Juni-Wochenende der Öffentlichkeit präsentiert. Wer an den Einzelheiten interessiert ist, findet die Präsentationen der Planer jetzt im Internet. Die Adresse lautet: https://ssl.lux01.de/webftp. Der Benutzername ist l3s1429f5, das Passwort lautet Parkstadt#public. Viel Spaß beim Stöbern. Übrigens: In allen fünf Analysen spielt unser Garten eine höchstrespektable Rolle.

Die Rückkehr des Freibeuters – Dem Kapital mal ordentlich die Renditen lesen

Das nenn ich mal Augenhöhe.

Das nenn ich mal Augenhöhe.

Hallo Freibeuter, Du bist wieder da?

Na klar. Muss!

Wo warst Du so lange? Nach meiner Reise durch die endlosen Weiten der Kölner Grauwacke hatte ich entschieden, mich mal sozusagen global treiben zu lassen. Ich habe alles gesehen und von allem das Gegenteil. Jetzt planen die ja hier die Parkstadt Süd und ich plane, das Schlimmste zu verhindern.

Müssen wir Angst haben?

Ja klar, die Investoren scharren schon mit den Hufen, dass es nur so staubt. Die sagen ja immer, dass ihr Geld arbeiten muss. Geld und arbeiten? Die sollten sich ihre Kohle mal angucken. Habe ich doch auf den Bahamas gesehen. Unfassbare Mengen an Euroscheinen und Pfundnoten legen da morgens um 7 Uhr ihre Handtücher auf die Liegestühle am Pool. Die Strände sind übersät von chillenden Dollarnotenbündeln, die allein schon aus lauter Langeweile internationale Bankenkrisen anzetteln. Und dieses Geld soll jetzt nach Köln und arbeiten. Dass ich nicht lache. Diesen stinkfaulen Geldsäcken werden wir hier aber mal ordentlich die Renditen lesen.

Wie denn?

Kein Ausverkauf städtischer Grundstücke zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben. Die Grundstücke müssen verpachtet werden. Nur dann rutscht der städtische Einfluss nicht auf Knien als Bittsteller vor die Spekulanten, sondern handelt selbstbewusst als Herr des Verfahrens. Wir wollen unser Köln behalten. Punkt.

Gott im Himmel, Spekulanten?

Die kreisen immer dienstags bei der Bürgerbeteiligung um den heißen Brei und sagen nix. Mögen Sie den Mut finden, zu sprechen. Denn sonst bekommen die Planungsteams ja nur die Vorgaben der Bürger als Aufgaben. Die reden ja über ihre Interessen. Und plötzlich ist der Grüngürtel 200 Meter breit und die Bebauung entsprechend geschrumpft. Aber wenn dann das Gejammer der Investoren losgeht nach dem Motto „Hätten wir das gewusst, hätten wir uns eingemischt“, dann ist der Bürgerwille alternativlos und Sachzwang sowieso.

Du spinnst.

Die Investoren sollten mit uns reden. Sie wissen nämlich nicht, was wir wissen.

Ist das jetzt eine Drohung?

Nein, jedenfalls nicht nur. Nennen wir es ein freundliches Angebot mit Potenzial.

Der Freibeuter widersteht allzu süßen Versuchungen und zeigt klare Kante

Der Baum in seiner Scheibe auf dem Waidmarkt tat, als hätte er sich die Weisheit auf Spiegeln liniert unter die Rinde gezogen: „Freibeuter, ich habe Dich erwartet. Rheinauhafen, Breslauer Platz, Domplatte. Hast Du wirklich geglaubt, dort Grün zu finden? Lächerlich. Warum bist Du nicht zu mir gekommen? Ich hätte Dir helfen können“, begann er ein Geschäfts-Kontakt-Anbahnungs-Gespräch: „Wo sind denn eigentlich der Sack und die Kiste?“, heuchelte er Interesse. „Denen geht’s grad nicht so gut. Der Sack hat Bindegewebsschwächen, bei der Kiste wackeln die Latten wie der Arsch von Donald Duck“, berichtete der Freibeuter auf dem asphaltierten Platz vor dem neuen Quartiers, wo ehedem das Polizeipräsidium gestanden hatte.

Wohn-Ghetto-Beton-Urbanbegleitgrün

„Gut, dass Du allein gekommen bist“, tat der Baum wie Kumpel: „Freibeuter, ich mache Dir ein Angebot, das Du nicht ablehnen kannst. Du bekommst von mir hier einen lukrativ-hochkunstgedüngten Job mit mir zusammen als einziges Wohn-Ghetto-Beton-Urbanbegleitgrün breit und weit. Und ich bin Dein eigener Chef“, flüsterte der alte Baum so bestimmt, wie das nur jemand kann, der weiß, dass man tut, was er sagt. „Du fühlst Dich also total einsam und verlassen an diesem trostlosen Ort?“  fragte der Freibeuter kein bisschen eingeschüchtert. Der Baum wurde augenblicklich ausgesprochen ungehalten: „Seit wann duzen wir uns, Du Töpfchen-Lusche. Ich stehe hier seit fast beinahe 30 Jahren schon immer. Ich bin hier der Baum. Und sonst niemand. Hast du mich verstanden?“ „Selber Töpfchen“, zwitscherte der Freibeuter.

Rotstaubtrockene Savannenoptik

Dass ihm die Dinge derart aus dem Ruder liefen, war der Alt-Baum ganz und gar nicht gewohnt. Entsprechend unbeherrscht fiel seine Antwort aus: „Du Jungspund, wenn Dir das hier nicht passt, dann hau doch ab nach NeuLand auf Eure Müllkippe mit Schrottplatzromantik in rotstaubtrockener Savannenoptik!“ Aber Lässigkeit gehörte von Anfang an zur Grundausstattung des Freibeuters: „Oh großer Baum. Etwa neidisch auf den Gemeinschaftsgarten? Neid ist nicht verhandelbar. Für mich ist es im Übrigen völlig unverständlich, dass sich Köln diesen Waidmarkt gefallen lässt.“ Da platzte dem Baum endgültig der Kragen, und er machte Rabatz wie früher mit einem Potpourri der immer gleichen Lieder vergangener und zukünftiger Schlachten: „Mein Freund der Baum in Not! Ein Baum, ein guter Baum, das ist das Schönste, was es gibt auf der Welt! Mit 17 hat man noch Bäume! Solang man Bäume noch leben kann…!“ Der Freibeuter drehte sich beim Weggehen kurz um: „Lieber Baum, wir haben überhaupt nichts gegen Bäume. Einige unserer besten Freunde sind Bäume. Und es gibt so viele Farben Grün in der Gemeinschaft. Nur hier und nur mit Dir allein in dieser Ödnis werde ich nicht glücklich. Entspann Dich, sei einfach mal positiv. Schließ die Augen und denk an NeuLand. Denn dort sind wir uns ganz sicher: Unser Optimismus gefährdet die Krise!“

Ausreißer am Dom: Kardinalfehler – aber Tschö mit ö, Herr Meisner

Immer weiter geht die Reise unserer drei Ausreißer auf der Suche nach Grün durch die unendlichen Weiten der Kölner Grauwacke. Wie geht es Euch? Denkt Ihr an NeuLand in der Nacht? Geschenkt, Ihr habt Euch ja davongemacht. Und jetzt? Resigniert Ihr Drei und kehrt reumütig zu uns zurück? Wir waren neugierig und haben uns mit Antalya-Strand-Ein-Euro-Gucci-Brille und Plagiat-Bart herangewanzt, um ein Gespräch unserer kecken Pflanzkiste, unseres tumben Pflanzsacks und unseres Piraten zu belauschen. Schlechte Laune nach dem Desaster auf dem Breslauer Platz? Eines vorweg: Auf unserem Horchposten wurden wir gelinde gesagt mehr als überrascht. Denn der Freibeuter machte angesichts der Hüsjer bunt am Alder Maat auf Bildungsbürger: „Die steinernen Häuser schauten mich an, als wollten sie mir berichten Legenden aus altverschollener Zeit, der heil’gen Stadt Köllen Geschichten.“ In der Sprache der Halle des Volkes: Grün war da vor 200 Jahren nix, und das hat sich nicht geändert. Ist bis heutzutage wohl auch nicht gewollt. Aber: Der Pirat zitiert Heinrich Heine? Stadt Köln – Ein Minder-Märchen? Sei es drum. Weiter ging’s durch die Altstadt. Auf die Domplatte treiben ließen sich unsere Drei ohne Worte. Eigentlich war alles gesagt. Es war spät geworden.

Die große Kirche gegenüber von McDonals’s

Aber vor der großen Kirche schräg gegenüber von McDonald’s machte der Pirat erneut auf Heine: „Doch siehe dort im Mondenschein den kolossalen Gesellen, er ragt verteufelt schwarz empor, das ist der Dom von Köllen.“ Was war hier los? „Hier wächst noch nicht mal in den Ritzen zwischen Platten Löwenzahn. Und die Pilze vor dem Dom-Hotel sind auch nur aus Beton“, merkte die Kiste auf der Platte an. Der tumbe Sack war völlig überfordert, zitierte aber Heine  zu aller Überraschung: „Es gibt zwei Sorten Ratten, die hungrigen und die satten.“ Der Freibeuter war nicht zu bremsen. In einer überlebenswichtigen Erkenntnis endete mit Heine seine trennscharfe Analyse der Herrschaft von Meisner, Börschel, Bauwens-Adenauer: „Sie sangen das alte Entsagungslied, das Eiapopeia vom Himmel, womit man einlullt, wenn es greint, das Volk, den großen Lümmel. Ich kenne die Weise, ich kenne den Text, ich kenn auch die Herren Verfasser. Ich weiß, sie tranken heimlich Wein, und predigten öffentlich Wasser.“ Wasser? Verdammt, Jungs, da war doch was“, rief der Freibeuter entsetzt: „Wasser, das haben wir ja total vergessen. Wir brauchen doch endlich Wasser!!!“

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