Gemeinschaftsgarten im Kölner Süden

Kategorie: Wir planen die Stadt (Seite 4 von 12)

Bürgerbeteiligung Parkstadt Süd: Welche Themen NeuLand gesetzt hat

Ein neuer Stadtteil entsteht: Die Parkstadt Süd. Die Bürgerbeteiligung ist in vollem Gang, und sieben NeuLänderInnen machen mit. In den Debatten und Diskussionen der vergangenen Wochen waren wir FürsprecherInnen für eine klimagerechte, grüne, sozial gemischte, partizipative und lebenswerte Stadt. Wir waren erfolgreich, NeuLand ist es gelungen, Themen zu setzen.

Wir haben sie in dieser Fotogalerie rot eingekreist. Jeder Kreis ist ein Thema, das wir (teilweise gemeinsam mit Anderen) als Forderung eingebracht haben. Die Originalbilder findet ihr in den Dokumentationen der vier Themenabende, in der auch Thesen formuliert sind, auf die sich die mehr als 100 Diskussionsteilnehmer in den jeweiligen Gruppen geeinigt haben und die die Stadt Köln hoffentlich bald hier veröffentlichen wird.

Heute und morgen („Parkstadt Süd konkret“ hier) wird darüber entschieden, wie die Aufgabenstellung aussieht. Danach sollen die fünf Planungsbüros Konzepte für den neuen Stadtteil entwickeln. Basis sind u.a. die Protokolle der Themenabende. Wir sind gespannt, wie ernst Stadt und Planungsbüros unsere Eingaben (und die viele anderer Engagierter) nehmen und laden euch ein: Unterstützt uns, macht mit – der Prozess ist in vollem Gang!

Hier unsere Forderungen konkret:

  • Die Parkstadt Süd soll klimagerecht werden. Alle Neubauten erhalten Fassadenbegrünung, Dachgärten. Flächendeckend wird ein autofreies/-armes, sharinggetragenes Rad- und ÖPNV-Konzept eingeführt. Der Grüngürtel soll als Frischluftschneise und Naturraum angelegt werden.
  • Die Parkstadt Süd soll vom Grün her entwickelt werden („erst Grün, dann Bebauung“) und ohne Eile.
  • Die Parkstadt Süd soll ein essbarer Stadtteil werden, der Grüngürtel ein erlebbarer, lebendiger, essbarer Park (z.B. Obstbaumbereiche).
  • In der Parkstadt Süd und im Grüngürtel sollen Freiräume für Anwohner/initiativen von Anfang an mitgedacht werden – Freiräume, die gemeinsam entwickelt, verwaltet, gestaltet, genutzt werden können.
  • In der Parkstadt Süd soll es öffentlich zugängliche, gemeinschaftlich-verwaltete Allmende-Gärten auf öffentlichem Grund und Boden geben. NeuLand als Gemeinschaftsgarten soll einen neuen Standort erhalten.
  • Die Parkstadt Süd soll Urban Gardening-Möglichkeiten im Park, am Park, zwischen und auf den Häusern bieten.
  • Urban Farming (ZFarming), also der systematische Anbau von Lebensmitteln, soll auf allen Hausdächern von Anfang an mitgeplant werden.
  • Die Stadt darf dem Verwertungsdruck nicht nachgeben und soll ihre Grundstücke behalten, statt sie an Meistbietende zu veräußern. Sie soll Grundstücke lieber selbst bebauen bzw. in Erbpacht vergeben (gute Rendite!).
  • In der Parkstadt Süd sollen gemeinschaftlich-nachhaltige Wohnformen wie Co-Housing sowie genossenschaftliches Wohnen bei der Wohnbebauung bevorzugt werden
  • Die Parkstadt Süd soll ein barrierefreies Quartier werden, mit einem inklusiv-ganzheitlichen und partizipativen Gesamtkonzept.
  • Der Versorgungsgedanke des Großmarkts soll weitergeführt werden, ein Bauernmarkt mit regionalen Produkten entstehen.
  • Der neue Stadtteil denkt Hochwasserschutz mit.

Diese Forderungen haben wir beim Ideenworkshop am 14.5. gemeinsam erarbeitet.

Die Rückkehr des Freibeuters – Dem Kapital mal ordentlich die Renditen lesen

Das nenn ich mal Augenhöhe.

Das nenn ich mal Augenhöhe.

Hallo Freibeuter, Du bist wieder da?

Na klar. Muss!

Wo warst Du so lange? Nach meiner Reise durch die endlosen Weiten der Kölner Grauwacke hatte ich entschieden, mich mal sozusagen global treiben zu lassen. Ich habe alles gesehen und von allem das Gegenteil. Jetzt planen die ja hier die Parkstadt Süd und ich plane, das Schlimmste zu verhindern.

Müssen wir Angst haben?

Ja klar, die Investoren scharren schon mit den Hufen, dass es nur so staubt. Die sagen ja immer, dass ihr Geld arbeiten muss. Geld und arbeiten? Die sollten sich ihre Kohle mal angucken. Habe ich doch auf den Bahamas gesehen. Unfassbare Mengen an Euroscheinen und Pfundnoten legen da morgens um 7 Uhr ihre Handtücher auf die Liegestühle am Pool. Die Strände sind übersät von chillenden Dollarnotenbündeln, die allein schon aus lauter Langeweile internationale Bankenkrisen anzetteln. Und dieses Geld soll jetzt nach Köln und arbeiten. Dass ich nicht lache. Diesen stinkfaulen Geldsäcken werden wir hier aber mal ordentlich die Renditen lesen.

Wie denn?

Kein Ausverkauf städtischer Grundstücke zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben. Die Grundstücke müssen verpachtet werden. Nur dann rutscht der städtische Einfluss nicht auf Knien als Bittsteller vor die Spekulanten, sondern handelt selbstbewusst als Herr des Verfahrens. Wir wollen unser Köln behalten. Punkt.

Gott im Himmel, Spekulanten?

Die kreisen immer dienstags bei der Bürgerbeteiligung um den heißen Brei und sagen nix. Mögen Sie den Mut finden, zu sprechen. Denn sonst bekommen die Planungsteams ja nur die Vorgaben der Bürger als Aufgaben. Die reden ja über ihre Interessen. Und plötzlich ist der Grüngürtel 200 Meter breit und die Bebauung entsprechend geschrumpft. Aber wenn dann das Gejammer der Investoren losgeht nach dem Motto „Hätten wir das gewusst, hätten wir uns eingemischt“, dann ist der Bürgerwille alternativlos und Sachzwang sowieso.

Du spinnst.

Die Investoren sollten mit uns reden. Sie wissen nämlich nicht, was wir wissen.

Ist das jetzt eine Drohung?

Nein, jedenfalls nicht nur. Nennen wir es ein freundliches Angebot mit Potenzial.

Da kam richtig Freude auf: Lachyoga auf dem Mount Gersmann

Sieht doch gut aus, oder?

Sieht doch gut aus, oder?

Der Gemeinschaftsgarten brummt. Dank unserer Neugärtnerinnen und -gärtner haben wir einen Quantensprung bei der Beetpflege gemacht. Die gärtnerischen Erfolge der „Neuen“ sind zum größten Teil mehr als erfreulich. Gefreut sich sich auch unsere Lachyoga-Gruppe auf dem Mount Gersmann: Und das über anderthalb Stunden. Michel ist mittlerweile Kult bei den Kindern. Anscheinend hat sich seine Rosenpatenaktion in den Grundschulen herumgesprochen, und man kann sich in den Klassen kaum noch sehen lassen, wenn man nicht Rosenpate auf NeuLand ist. Wir haben aus Ninas Kunstwerk vom Mount Gersmann eine 1A-Kompostmiete mit Dach gebaut.

Sieben NeuLänder beim ersten Themenabend

Und wir waren mit sieben Leuten beim ersten Themenabend im Bürgerbeteiligungsverfahren „Parkstadt Süd“ vertreten. Bei unseren Freunden vom hyperlokalen Internet-Portal „www.meine-suedstadt.de“ findet Ihr einen Kommentar vor dem ersten Themenabend und einen erhellenden Bericht danach. Eine grundsätzliche Anmerkung zum Themenabend: Wir NeuLänder widersprechen ausdrücklich der vermeintlichen Logik, die Fortsetzung des Inneren Grüngürtels müsse mit dem Geld bezahlt werden, das man mit dem Verkauf städtischer Großmarkt-Grundstücke nach Höchstgebot einnimmt. Wir fordern zum Beispiel genossenschaftliche Modelle. Das ist ein erstes Ergebnis unseres Ideenworkshops an Himmelfahrt. Dazu in Kürze an dieser Stelle mehr. Wir werten die Ergebnisse gerade aus.

Urban Gardening Manifest: Warum die Stadt unser Garten ist

Jetzt sind auch wir unter die Manifestas gegangen. Warum? Weil wir den Beweggründen und Zielen der Urban Gardening Bewegung zusammen mit zahlreichen anderen Gemeinschaftsgärten in Deutschland Ausdruck verleihen möchten. Wir wollen gezielt daran mitwirken, dass unsere Städte lebenswerte Räume gelebter Nachhaltigkeit und Teilhabe werden. Dafür möchten wir Politik und Verwaltung überzeugen, sich für gemeinschaftliche Gartenräume einzusetzen.

Das Urban Gardening Manifest „Die Stadt ist unser Garten“ wurde beim bundesweiten Sommercamp der urbanen Gärtner im September 2014 in Nürnberg einstimmig verabschiedet. An der Redaktion war NeuLand über eineinhalb Jahre maßgeblich beteiligt – gemeinsam mit dem Allmende-Kontor, dem Prinzessinnengarten, dem Kiezgarten, „Eine andere Welt ist pflanzbar“ und der Anstiftung.

Wir sind Erstunterzeichner. Mehr als 110 Gemeinschaftsgärten in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben das „Die Stadt ist unser Garten“ bereits unterzeichnet. Das Manifest gibt’s auch auf Englisch, Arabisch, Türkisch.

Bürgerbeteiligung für #ParkstadtSüd begonnen – Großmarkt-Wissen gibt’s nur häppchenweise

Mit sechs Rundgängen durch verschiedene Abschnitte des Sanierungsgebiets hat am 18.4.2015 die Bürgerbeteiligung für die Parkstadt Süd begonnen – jenen riesigen neuen Stadtteil, der in den nächsten 20 Jahren am südliche Rand der Innenstadt entstehen soll, auch dort, wo jetzt NeuLand steht. Wir waren dabei bei Rundgang Nummer 3, der Großmarkt-Tour. Dort wird ab 2020, wenn die Mietverträge auslaufen, Stadtbaugeschichte geschrieben. Aber wie?

Steht einem künftigen Grüngürtel womöglich voll im Weg: Städtisches Gebäude zwischen Großmarkt und Bonner Straße

Steht einem künftigen Grüngürtel womöglich voll im Weg: Städtisches Gebäude zwischen Großmarkt und Bonner Straße

Das Großmarktgelände ist das Filetstück der künftigen Parkstadt Süd. Nirgendwo sonst wird so viel gebaut werden, kein anderes Gebiet lässt so viele Fantasien sprießen wie dieses Gewirr aus Straßen, Zufahrten, Hallen und Gebäuden. Kein Wunder, dass sich unter die Gruppe von Rundgang-Teilnehmern auch Projektentwickler gemischt haben. Die von „Moderne Stadt“ sind da: Die Rheinauhafen-Macher von damals wollen die Parkstadt-Macher von morgen sein.

Wir erinnern uns. Der Rheinauhafen ist ein sozial und ökologisch misslungenes Stadtbauprojekt. Er ist einer der Gründe, warum sich NeuLand 2011 formiert hat: Um zu verhindern, dass zwischen Südstadt und Zollstock, zwischen Uni und Rhein ein neuer Rheinauhafen entsteht. Der Rheinauhafen lebt nicht, und das aus purem Kalkül. Trauen wir diesen Entwicklern zu, einen lebendigen, lebenswerten und nachhaltig durchdachten Stadtteil zu wollen?

In diesem Prozess der #ParkstadtSüd-Entstehung wird es darum gehen, wer wann die richtigen Infos hat – und wer die überzeugendsten Visionen. Einige wichtige Infos (wem gehört hier welches Stück Land, wie lange gehen die Mietverträge zu welchen Konditionen?) haben diese Projektentwickler längst: Ihr Chef ist der bestens informierte Ex-Baudezernent Bernd Streitberger, dessen ehemaliger Referent, Andreas von Wolff, als ebenso gut informierter Rentier hier mitläuft und Auskunft gibt.

Gut informierter Rentier: Andreas von Wolff vor der Großmarkthalle

Gut informierter Rentier: Andreas von Wolff vor der Großmarkthalle

Uns teilnehmenden Bürgern wird das Wissen nur häppchenweise und in kleinen Ausschnitten zur Verfügung gestellt. Das liegt schon am Aufbau der Route. Die „Scouts“ führen uns nicht direkt auf das Marktgelände, sondern erstmal außen herum, den gesamten Bischofsweg entlang.  Erst nach einer halben Stunde gelangen wir zum Haupteingang. Wir haben keine Zeit, uns das gesamte Gelände anzuschauen, uns einen Überblick über das Innenleben des Markts zu verschaffen.

Dafür wartet eine Flut von Infos über die Großmarkthalle auf uns: Der ehemalige Marktvorsteher und der Denkmalschützer der Stadt berichten von der architektonischen, historischen und wirtschaftlichen Bedeutung des 1936 erbauten Gebäudes, das teilweise auf einem ehemaligen jüdischen Friedhof steht. Was immer auch die imposante Beton-Hülle mit dem maroden Keller eines Tages beherbergen wird – ob Jugendzentrum, Bauernmarkt, Museum, Multizweckhalle, Einkaufsmall oder alles zusammen – es wird das Herz des neuen Stadtteils sein.

Ein Blick noch auf den Bunker, die Info, dass östlich der Halle im Boden das geschliffene „Fort Nikolaus“ vermutet wird – dann ist die Zeit schon um.

Historischer Schatz unter dem Asphalt: Hier wird "Fort Nikolaus" erwartet

Historischer Schatz unter dem Asphalt: Hier wird „Fort Nikolaus“ erwartet

Wir haben mit keinem der mehr als 5000 Menschen gesprochen, die hier täglich arbeiten. Wir haben mit keinem Mitglied des Schützenvereins geredet, die den Bunker von innen kennen. Wir haben nicht mit den Bewohnern der Übergangswohnheime entlang der Marktstraße gesprochen. Wir haben keinen der zahlreichen Künstler getroffen, die auf dem Großmarkt ihr Atelier haben. Und wir haben nicht diejenigen kennengelernt, die hier angeblich illegal wohnen.

Werden sie im Laufe der Bürgerbeteiligung noch eine Stimme bekommen?

Vom Schmuddelgarten zum Schlüsselakteur. Bürgerbeteiligung: Wir alle sind ganz ernsthaft sowas von gefragt

Wir sind tatsächlich auf dem offiziellen Plakat.

Wir sind tatsächlich auf dem offiziellen Plakat.

Weit war der Weg von der Idee, einen mobilen Gemeinschaftsgarten zu gründen, bis auf das offizielle Plakat der Stadt, mit dem für die Bürgerbeteiligung an dem Jahrhundertprojekt „Parkstadt Süd“ geworben wird. Was das Plakat-Foto angeht, werden da natürlich die richtigen Prioritäten gesetzt. Wir sind in dem Verfahren „Schlüsselakteur“. Das heißt zwar noch nicht viel, aber immerhin so viel, dass wir gefragt werden. Das ist schön, hat aber den hauptsächlich angenehmen Nebeneffekt, dass wir Antworten geben dürfen, müssen und vor allem wollen. Ein paar Fragen vorab: Wie möchten wir in 20 Jahren in diesem neuen Stadtteil leben? Komplett autofrei? CO2-neutral? Wollen wir mehr Energie produzieren, als wir verbrauchen? Wie soll das Müll- und Wassermanagement aussehen? Wo stehen unsere Kisten in vielleicht schon fünf Jahren?

Mitmachen bei der Parkgestaltung

Bis zu den Themenabenden im Mai werden wir gemeinsam Antworten formulieren. Auch auf die Fragen, die für den „Themenabend 4“ von der Stadt bereits formuliert sind: „Wie kann der Park unterschiedliche Nutzungen ermöglichen? Wie können mögliche Initiativen bei der Parkgestaltung mitmachen?“ An Ideen mangelt es uns da ganz gewiss nicht. Einige davon stehen im Positionspapier des Bürgernetzwerkes Südliche Innenstadterweiterung, andere gehen darüber hinaus. Die Auftaktveranstaltung der Bürgerbeteiligung mit etwa 250 Leuten haben wir aus NeuLand-Sicht positiv erlebt. Der Moderator Klaus Overmeyer und Baudezernent Franz-Josef Höing haben glaubwürdig vermittelt, dass sie es ernst meinen mit unserer Beteiligung. Wir lassen uns gegenseitig aufeinander ein.

Anlaufstelle von Spaziergängen

NeuLand war übrigens Anlaufstelle für zwei von sechs Spaziergängen, mit denen die Bürger zu Beginn des Beteiligungsverfahrens das Sanierungsgebiet erkundet haben. Wir haben etwa 50 Besucher über unseren Garten informiert und sind durchweg auf positive Resonanz gestoßen. Viel los war am Sonntag im Garten. Jede Menge Leute waren da und ließen sich von Frank bei einem eher ungeplanten Bienen-Workshop informieren. Und wir haben Ninas Kunstwerk rückgebaut. Ein turbulentes Wochenende. Wir halten kurz inne, holen tief Luft und formulieren mal ganz unbescheiden unser wichtigstes Anliegen in dem Bürgerbeteiligungsverfahren: Wir sind gekommen, um zu bleiben. Nur der Ort steht noch nicht fest.

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