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In unmittelbarer Nachbarschaft zum NeuLand-Garten schaffen Bauarbeiter derzeit Tatsachen: Die beiden Gebäude an der Alteburger Straße, in denen einst der Werkzeughändler Lingemann, der Tierfutterhersteller Royal Canin und zahlreiche Bewohner residierten, werden abgerissen. Unnötig, noch zu erwähnen, dass hier Wohnraum über Jahre sehenden Auges vernichtet wurde, indem man ihn einfach leerstehen und verfallen ließ… Im Garten wurde gestern unterdessen fleißig Erde gemischt und gemulcht, damit wir mit dem wenigen Wasser noch sparsamer haushalten können!
Höher, schneller, weiter ist ja derzeit das Motto der Körperkraft-Gala in London. Da wollen die Neulandgärtner natürlich nicht nachstehen. Mit zwei 1000-Liter-Tanks auf unserem Container haben wir jedenfalls deutlich sichtbar an Höhe gewonnen. Dabei handelte es sich um ein klassisches Männerprojekt, bei dem sich die Frage nach dem Warum frühestens im Nachhinein stellt. Wenn überhaupt. Der Einsatz von Muskelkraft war jedenfalls für alle Beteiligten mehr als beeindruckend. Aber die Warum-Frage wird ja beantwortet. Wenn die Tanks mit Wasser gefüllt sind, das wir aus der Bolder-Regenrinne gewinnen, haben wir mehr Druck auf der Leitung als das Bahnhofsklo von Bad Lippspringe. Höhe gewinnen wir auch am Zaun an der Schönhauser Straße. Dort hat unser Grundstückseigentümer, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes NRW, grob geschätzte 50 Lkw-Ladungen mit Steinen durchsetztem Mutterboden abladen und planieren lassen. Wir haben die mit rund zwei Metern höchste Erhebung von Bayenthal nach dem Leiter des Kölner BLB-Büros provisorisch „Mount Gersmann“ genannt, sind aber offen für bessere Vorschläge. Im Rahmen der Erdbewegungen wurde das Loch am Zaun zur Koblenzer Straße immerhin zur Hälfte verfüllt. Wir sind von der Sinnhaftigkeit der Aufschüttungen, wie bei allem, was der BLB tut, restlos überzeugt und informieren über die Gründe, wenn es sie denn gibt und sie jemand kennt.
Während gestern einige NeuLänder mit Restkunst in den Gemeinschaftsgarten zogen, machten andere NeuLänder eine weitere Idee zu strahlender Wirklichkeit.
Roman und David, zwei Studenten der Köln International School of Design am Ubierring, haben im Rahmen eines Urban Gardening Projekts gemeinsam mit anderen Studenten aus Paletten Pflanz- und Sitzkästen gebaut und mit Douglasien-Leisten einen Plan umgesetzt, der schon bei Ideenworkshop im September entstanden ist: Den Bau eines geodätischen Doms, eines Gewächshauses nach Buckminster Fuller.
In wochenlanger, komplizierter Arbeit haben sie bei Stadtwaldholz gesägt, gebaut, gebastelt. Hier könnt ihr sehen, was daraus wurde – zu bestaunen ab sofort im Innenhof der KISD am Ubierring.
Vor unserem Restkunst-Umzug heute Abend ab 18 Uhr haben wir mit Piet Trantel gesprochen, einem der drei Künstler des Restkunst-Projekts. Piet lehrt Kunst an der Luxun Academy of fine arts im chinesischen Shenyang.
Von dort hat er uns drei Schnappschüsse mitgebracht und schreibt dazu:
„nichts besonderes, das findet man ueberall in jeder stadt, und es ergaenzt den mittagstisch, ohne dass sich deswegen eine buergerinitiative bildet.
in beijing, wo viele auslaender sind und die kunst- oder kulturelle szene sich am weitesten entwickelt hat, nimmt es dann wieder so westliche formen an und wird bestaunt wie die affen im zoo.
in zhuhai habe ich an meiner ehemaligen uni einen vortrag zum thema „land use“ gehalten und den studenten bilder von gemuesebeeten gezeigt, die sie noch nie gesehen hatten.
die fotos hatte ich tagszuvor auf demselbes campus geschossen, nur ein wenig abseits der bildungstrampelpfade.
aber hier erstmal ein paar eindruecke aus 沈阳:“